Veröffentlichungsdatum: 09.10.2024 - PM 2024 - 139/2024
Die Einheitsgemeinde Stadt Tangerhütte hat sich frühzeitig entschieden, mit der kommunalen Wärmeplanung zu beginnen - noch bevor das Landesgesetz in Sachsen-Anhalt in Kraft getreten ist. Doch was genau verbirgt sich hinter dem Begriff „Kommunale Wärmeplanung“ und warum ist Tangerhütte so früh dran?
Die kommunale Wärmeplanung (kWp) ist ein strategisches Planungsinstrument, mit dem Gemeinden und Städte ihre Wärmeversorgung nachhaltig gestalten können. Sie besteht aus mehreren Schritten:
Zunächst wird in einer Bestandsanalyse die aktuelle Wärmeversorgungsstruktur einer Kommune erfasst. Anschließend wird in der Potenzialanalyse untersucht, welche Potenziale für erneuerbare Energien und Abwärme vorhanden sind. Darauf aufbauend werden Zielszenarien entwickelt, mit denen die Kommune eine klimaneutrale Wärmeversorgung erreichen kann. Abschließend wird eine Umsetzungsstrategie erarbeitet, um die Maßnahmen konkret in die Praxis umzusetzen.
In den zurückliegenden Wochen wurden die Daten für die Bestandsanalyse erhoben. Grundlage waren Daten jeglicher Art, bspw. zu Gebäudestrukturen oder Wärmeerzeugern. Je qualitativ und quantitativ besser die Daten, desto besser (genauer) wird die Planung anschließend. Mit wichtigen Akteuren, wie z.B. die Energieversorger, Schornsteinfeger oder Wohnungsunternehmen, wurde sich ausgetauscht.
Grundsätzlich ist die Wärmeplanung als eine neue kommunale Aufgabe zu sehen, die sich am besten im Kollektiv bewältigen lässt. Deshalb sind jegliche Anregungen und Vorschläge seitens der Bürgerinnen und Bürger sehr gerne gesehen, so das Projektteam der Wärmeplaner.
Die Einheitsgemeinde hat über die Kommunalrichtlinie eine 100 prozentige Förderung erhalten und ist damit eine der ersten Kommunen in der Altmark, die an der Wärmplanung arbeiten. Der Impuls dazu kam von der Initiative für das Energiedorf Schernebeck. Hier möchte man sich aus nachwachsenden Rohstoffen und erneuerbaren Energien in Zukunft mit Strom und Wärme selbst versorgen. Ganz praktische Fragen wie, wie viele Abnehmer sich anschließen und wie weit sind diese voneinander entfernt? Und was wird eine Umstellung der Heizung für Kosten mit sich bringen?
Genau hier erhoffen wir uns Erkenntnisse, für die Einheitsgemeinde, so Bürgermeister Andreas Brohm „Wir haben schon heute Dörfer wie Schönwalde, wo alle Ihre Wärme von der Biogasanlage bekommen. Es gilt offen zu sein für innovative Lösungen, welche idealerweise die Kunden entlasten und regionale Unternehmen stärken, durch die Wärme und Stromproduktion hier bei uns Vorort“, so Bürgermeister Andreas Brohm.
Der besondere Anreiz für Tangerhütte liegt in der Möglichkeit, frühzeitig Planungssicherheit für die Bürgerinnen und Bürger zu schaffen. Dies gibt der Kommune nicht nur einen größeren zeitlichen Rahmen für die Gestaltung des Wärmekonzeptes, sondern auch die Flexibilität, neue technologische Entwicklungen und gesetzliche Änderungen besser zu integrieren. Dabei sollen sowohl ökologische als auch ökonomische Ziele verfolgt werden. Die Bürger sollen sich auf eine zuverlässige und umweltfreundliche Wärmeversorgung verlassen können, gleichzeitig sollen die Kosten gesenkt und die lokale Wertschöpfung gefördert werden.
Tangerhütte als „Speerspitze“ der kommunalen Wärmeplanung
Das Bundesgesetz zur kommunalen Wärmeplanung (WPG) sieht vor, dass kleinere Gemeinden bis 2028 einen Wärmeplan vorlegen müssen. Tangerhütte geht jedoch schon jetzt mit gutem Beispiel voran und zeigt, dass eine zukunftsorientierte Energiepolitik keine Aufgabe von morgen, sondern bereits heute eine Notwendigkeit ist.
Die Wärmewende kommt bei der Transformation der Energieversorgung hin zur Treibhausgasneutralität 2045 eine zentrale Bedeutung zu. In Deutschland wird rund die Hälfte der Endenergie für die Bereitstellung von Wärme eingesetzt und dies überwiegend aus fossilen Energieträgern.
Für die Wärmewende sind Investitionen mit hohem Kapitaleinsatz und langer Kapitalbindung erforderlich. Das betrifft Anlagen zur klimaneutralen Wärmeerzeugung, Maßnahmen, die den Wärmebedarf reduzieren, und Infrastrukturen, die die effiziente und zuverlässige Verteilung von klimaneutraler Wärme ermöglichen.
Die Wärmewende wird auch Bedarfsstrukturen bei den Energieversorgungsnetzen, auch bei den Gas- und Stromnetzen, ändern. Ein koordiniertes, strategisches Vorgehen reduziert die Gefahr von Fehlinvestitionen. Die für die Wärmewende erforderlichen Investitionen betreffen ganz überwiegend Maßnahmen, die vor Ort, d.h. in den Städten und Gemeinden, unter Berücksichtigung lokaler Gegebenheiten, realisiert werden müssen.
Aus diesem Grund muss vor Ort individuell geplant, entschieden und gesteuert werden, welches Zielbild und welche Transformationsstrategie angesichts lokaler Umstände und Potenziale verfolgt werden sollen. Eine solche gesamtheitliche Betrachtung des Wärmesektors der Kommune erfolgt in der kommunalen Wärmeplanung, welche aktuell in der Einheitsgemeinde als strategische Leitplanung erstellt wird. Dazu steht der Austausch mit den Akteuren in den kommenden Wochen im Focus.