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Die Kita „Tangerwichtel“ in Demker

Veröffentlichungsdatum: 16.09.2024

„Ich kann verstehen, wenn Eltern unzufrieden sind mit der aktuellen Situation“, sagt Bürgermeister Andreas beim Sozialausschuss am Montagabend im Kulturhaus.

Auf der Tagesordnung stand die Vorstellung der Kita-Bedarfsplanung für die Tageseinrichtung in Demker. Am Montag der Vorwoche gab es eine Elternversammlung in der Kita. Die Eltern nutzen im Sozialausschuss nun die Gelegenheiten Ihre Sichtweise darzulegen und bekamen nicht nur ein Rederecht, sondern durften auch, entgegen der der Geschäftsordnung, mitdiskutieren.

Bereits im vergangenen Jahr hatte Bürgermeister Andreas Brohm mit einem ehrgeizigen Zeitplan, die Eltern mit der Möglichkeit der Schließung der Einrichtung konfrontiert. Hauptgrund war die Rückläufige Auslastung und die damit einhegenden Unsicherheiten in der Absicherung der Betreuung entsprechend der zu beachtenden Regularien. „Wir haben ehrlicherweise kommuniziert, was passieren wird und was Alternativen sind, damit die Einheitsgemeinde die Betreuung sicherstellen kann, die unseren und den Ansprüchen der Eltern gerecht wird“, so Andreas Brohm.

Nun sind die Umstände eingetreten. Aus betrieblichen Gründen musste die Kita in Demker bereits im Juli zwei Wochen schließen und die Kinder wurden in der Kita in Bellingen betreut, die nun selbst ausreichend Platz bietet, die aktuell 5-9 Kinder aus der Einrichtung in Demker mit zu betreuen. Dabei muss abgewogen werden, ob 30 Eltern keine Betreuung haben oder ob es 5-9 Eltern zu zumuten ist ihre Kinder, in einer anderen Einrichtung, drei Kilometer entfernt, zu betreuen.

Der Nachwuchs fehlt

Der Hauptgrund ist ganz einfach, der Nachwuchs fehlt. Allein im Bereich von Elversdorf bis Ottersburg wurden im Jahr 2023 sieben Kinder geboren für die aktuell in der nächsten Nähe drei Tageseinrichtungen zur Verfügung stehen.

Der Stadtrat hatte den Beschluss zur Schließung der Kita in Demker nur vertagt auf seiner Sitzung am 8. November 2023.

„Wir haben mit viel Aufwand die Kita Demker zum Jahreswechsel verbessert. Ein neues Mitarbeiter Team hat die Betreuung in der Kita übernommen und die Räume wurden malerisch aufgefrischt und das Raumkonzept dem Betreuungsbedarf angepasst. Da gab es viel Lob von den Eltern auf einer Elternversammlung im Juni.“, so Andreas Brohm.

Mit Blick auf die durchschnittliche Tagesauslastung von maximal sieben Kindern kam natürlich die Frage auf, ob die Kita-Schließung immer noch Thema ist. Und natürlich stellt sich die Frage wieviel Aufwand gerechtfertigt ist, um die Betreuung von sieben Kinder zu ermöglich. Trotz der überschreitet des Mindestpersonalschlüssels des Landes Sachsen-Anhalt kann das mit der Betriebserlaubnis verankerte und gesetzlich vorgeschriebene Schutzkonzept der Einrichtung nicht immer gewahrt werden.

Die mit der Betreibung von Tageseinrichtungen verbundenen Kosten sind in den letzten Jahren extrem angestiegen. Dagegen sind rückläufige Geburtenzahlen festzustellen, die dafür sorgen, dass die Einrichtungen nicht mehr voll ausgelastet sind. Aktuell sind in den Einrichtungen der Einheitsgemeinde über 100 freie Kitaplätze verfügbar.

Im Interesse alle möchte die Einheitsgemeinde die Kinderbetreuung verlässlich gestalten. Dies ist in der aktuellen Personalsituation nicht mehr möglich. Gerade in kleinen Einrichtungen ist die Absicherung des Personalschlüssels bei Personalausfall kaum möglich. Gruppenzusammenlegungen sind in Demker ausgeschlossen, da es nur eine Kita-Gruppe gibt.

Darüber hinaus ist die pädagogische Einschätzung zur Umsetzung des Bildungsauftrages entsprechend dem Bildungsprogramm „Bildung elementar, Bildung von Anfang an“ konträr zu den Ansprüchen der Sorgeberechtigten der betreuten Kinder in der Einrichtung. Insbesondere die Stärkung der Selbstbestimmung, die Durchsetzung in einer Gruppe mehrerer Kinder oder auch das Verständnis zur Notwendigkeit von Kompromissen in diesem Sozialgefüge ist hier kaum noch durchsetzbar.

Die sozial-emotionalen Kompetenzen der Kinder können derzeit nicht im erforderlichen Maße vermittelt werden. Die wenigen Kinder verbleiben regelmäßig in den Rollen der Über- und Unterordnung (ich bin der Kleine, du der Große) und einige Kinder werden Schwierigkeiten haben sich in der folgenden Grundschulzeit in die sozialen Strukturen einzufinden.

Bürgermeister Andreas Brohm erläuterte all diese Aspekte bereits mit den Eltern im Juni auf der Elternversammlung. Gemeinsam hatte man sich vereinbart auf den Termin, zehn Wochen später, am 2. September, um zu besprechen, wie ein strukturierter und würdiger Übergang in einer anderen Einrichtung für die Kinder, die Erzieherinnen und Eltern aussehen könnte.

„Die Einsicht in das Notwendige ist für die Betroffenen unter Umständen hart, und wird für alle, und vor allem für die Kinder eine Chance sein,“ so Andreas Brohm.

Enttäuscht zeigt sich der Bürgermeister von der Art der öffentlich geführten Diskussion. „Wir hatten einen offenen und wertschätzenden Austausch zwischen Eltern, Erzieher-Team und Mitarbeitern aus dem Rathaus. Auch die Gremienmitgliedern kennen die Herausforderungen, die mit sinkenden Geburtenraten einhergehen.

Die Einheitsgemeinde investiert jedes Jahr viel in die Kindertageseinrichtungen. Im Jahr 2024 zahlt die Einheitsgemeinde aus dem kommunalen Haushalt 2.6000.000 Euro zur Finanzierung der Kitaplätze dazu. Durchschnittlich entstehen der Einheitsgemeinde 1.800 Euro Kosten pro Kitaplatz. In der Einrichtung in Demker sind es 2.300 Euro.

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